Frage 52
»Letztens war ich in einer Bar und habe mich mit einem Typen unterhalten. Er sagte, er meine es nicht böse, aber sei sehr beeindruckt davon, wie gut ich deutsch sprechen würde. Sowas passiert mir oft – du sprichst gut deutsch, aber wo kommst du wirklich her? Solche Fragen und Aussagen begegnen mir. Manche stört es nicht, diese Dinge gefragt zu werden. Mich stört es aber schon. Natürlich ist das eine Frage der Identität: Wer bin ich, wie bin ich? Wie definiere ich mich als heranwachsende Frau in meiner Umgebung? Das ist für mich ein ganz großes Thema, dieses »Deutsch-Sein«. Ich bin halbe Vietnamesin und halbe Chinesin, aber geboren im Allgäu. Meine Familie lebt hier seit Jahrzehnten. Oft frage ich mich dann: Wieso fühle ich mich überhaupt beleidigt? Viele wollen nicht wissen, wo ich geboren bin, sondern wo meine Wurzeln sind. Die richtigen Fragen zu stellen kann solche Situationen also entschärfen.
Ich bin nicht frei von Vorurteilen. Ein Beispiel: Ich bin nicht nur Asiatin, ich bin auch eine Frau. Und es gibt schon diesen Fetisch – asiatische Frauen widersprechen nicht, sie tun alles für dich, sind so süß. In Bars sitze ich ungern am Tresen, weil ich dann ein Vorurteil gegenüber Männern habe – die sprechen mich nur an, weil ich eine Asiatin bin. Das kam schon vor, aber auch nicht immer. Sowas rüttelt mich dann eher wach und schafft ein Bewusstsein für die eigenen Vorurteile.
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