Frage 66
»Eine schwere Frage. Das, was mir jetzt eingefallen ist, bereue ich im Nachhinein nämlich doch nicht: Dass ich in der Schule nicht so viel gemacht habe. Ich war nicht faul oder so, meine Noten waren ja okay. Aber ich habe nie den Mund aufgemacht. Hätte ich das gemacht, hätte ich bestimmt ein besseres Abi und vielleicht einen Studienplatz in Deutschland gekriegt – dann wäre alles viel einfacher gewesen. Aber eigentlich bin ich richtig glücklich in Breslau. Wenn ich jetzt noch einen Studienplatz in Deutschland bekäme, wüsste ich nicht, wie ich das finden würde. Eigentlich will ich aus Breslau nicht mehr weg. Jetzt ist alles gut, so wie es ist. Aber das wusste ich damals ja noch nicht. Damals habe ich nur eine Absage nach der nächsten bekommen und es hat auch echt gedauert, bis ich endlich meinen Studienplatz hatte. Diese Zeit war schon hart, ich dachte, dass aus meinen Plänen nichts mehr wird. Aber ich wollte das halt unbedingt machen, Medizin studieren. Das hat es nicht gerade leichter gemacht – auch nicht für meine Eltern. Aber es hat sich schon jetzt gelohnt.
»Ich neige schon dazu, zu sagen: Ich bereue nichts. Denn man kennt ja auch nie die Alternative. Wenn man sich für eine Richtung entschieden hat, weiß man nicht, wie sich die andere anfühlt. Es gab mit Sicherheit Situationen, in denen ich kurzfristig gedacht habe: Das wirst du bereuen. Aber mir fällt nicht einmal ein Beispiel ein. Ich bin jetzt an einem Punkt, da bin ich einfach sehr froh und zufrieden. Selbst wenn ich mich also irgendwann einmal falsch entschieden habe oder Mist baute, war es wohl für etwas gut.
© Copyright 2021 fünfpluszwei