Frage 1
»Ich habe mir diese Frage nicht ausgesucht, weil ich unbedingt erzählen möchte, wie es mir geht, sondern weil ich sie so spannend finde. Wir werden im Alltag oft mit ihr konfrontiert und obwohl die Frage eigentlich eine sehr intime ist, stellen wir sie häufig auch Menschen, die wir nicht so gut kennen. Wir erwarten selten eine ehrliche Antwort und geben auch selbst nur oberflächliche Einblicke. Dann neigen wir dazu, die Frage mit einem „Ja, gut.“ oder „Och, geht schon.“ zu beantworten und denken: Wer interessiert sich schon dafür, dass ich letzte Nacht kaum geschlafen habe oder mich heute furchtbar gestresst fühle? Wir reden eben ungern mit Menschen, die wir kaum kennen, über Dinge, die uns wirklich beschäftigen. Deswegen glaube ich, dass „Wie geht es dir?“ die Frage ist, bei deren Antwort wir am häufigsten lügen. Vielleicht spielt aber auch Effizienz eine Rolle. Wenn man sich Gedanken macht und zu dem Ergebnis kommt, dass es einem eigentlich gut geht, dann muss man den Rest nicht unbedingt ausführlich erklären.
»Mir geht’s gut! Deswegen antworte ich auch immer so gerne auf diese Frage, weil es mir eigentlich immer gut geht. Ich bin grundzufrieden, in der Regel zumindest, und hab’ Spaß an allem, was ich tue. Außerdem habe ich diese Nacht sogar vier Stunden am Stück geschlafen, deswegen geht es mir jetzt besonders gut.
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